Erfolge

Wissen­schaftliche Veröffent­lichungen mit Universi­täten

Um herauszufinden, ob die Therapie wirksam ist, haben wir uns von Beginn an unabhängig evaluieren und wissenschaftlich begleiten lassen. Mit folgenden Universitäten haben wir dazu zusammengearbeitet:

Abb. 1: Objektive Stotterdaten: Prozent gestotterter Silben (Auszählung) für Erwachsene und Jugendliche über drei Messzeitpunkte.2

Abb. 2: Subjektive Stotterdaten: Bewertungen von negativen Emotionen von Erwachsenen und Jugendlichen über drei Messzeitpunkte.2

Abb. 3: Langfristige signifikante Verbesserung bei Sprechvermeidung, objektive Unflüssigkeit und subjektive Stottereinschätzung über 3 Jahre bei Jugendlichen und Erwachsenen.3

Abb. 4: Langfristig signifikante und nachhaltige Verbesserung von objektiv gemessenen Unflüssigkeiten (Auszählung von Silben) über den Verlauf von 5 Jahren.3,4

2Harald Euler et. al., Kann eine methodenintegrierende globale Sprechrestrukturierung negative Emotionen mindern? Logos, 2016, 24: 84-93.
3Harald Euler et. al., Computergestützte Therapie bei Redeflussstörungen. Die langfristige Wirksamkeit der Kasseler Stottertherapie. Sprache·Stimme·Gehör, 2009, 33: 193 – 201.
4Bernadette Talartschik, Stottern und das Konzept der Kasseler Stottertherapie. forum HNO, 2014, 16: 138-144.

Wissenschaft und Forschung im Detail

Für die Evaluation wurden in allen Altersgruppen objektive und subjektive Daten zum Redefluss erhoben. Hierfür wurden die Betroffenen in standardisierten Sprechsituationen zu unterschiedlichen, aber festgelegten Zeitpunkten der Stottertherapie aufgenommen (Telefonat, Lesen, Gespräch und ab 9 Jahren Passanten-Interview). Diese Aufnahmen wurden in Hinblick auf gestotterte Silben (SIS) objektiv ausgewertet. Darüber hinaus wurden subjektive Empfindungen und Einschätzungen der stotternden Personen selbst gegenüber ihrem Stottern in Form von altersangepassten Fragebögen (OASES) erfasst.

Die Auswertungen erfolgten durch das Institut in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Universitäten.

So wurden für die Altersgruppe ab 13 Jahren bereits 5-Jahres-Folgedaten und für die beiden Kindertherapien zwischen 6 bis 9 und 9 bis 12 Jahren jeweils 3-Jahres-Folgedaten publiziert. Des Weiteren wurden Neuroimaging-Studien für die Nutzung des Weichen Sprechens durchgeführt und publiziert. Auch eine Vergleichsstudie zwischen reiner Onlinetherapie und der hybriden Therapie für Jugendliche und Erwachsene liegt vor.

Grundlegend wurde dabei für alle Therapieformen aufgezeigt, dass sowohl in objektiven als auch subjektiven Daten ein signifikanter positiver Effekt mit großer Effektstärke erzielt wurde. Auch die Wirksamkeit der Onlinetherapie steht dem in nichts nach.

Die zahlreichen Studien und die so fundiert nachgewiesenen positiven Effekte und signifikanten Erfolge der verschiedenen Formen unserer Stottertherapien führten schließlich dazu, dass unser Konzept in den medizinischen „S3-Leitlinien Redeflussstörung“ Erwähnung findet und der Sprechrestrukturierungsansatz der Kasseler Stottertherapie “stark empfohlen” wird.

(Die S3-Leitlinien bilden den höchsten Grad der Empfehlung für medizinische Behandlungen, d.h. die Leitlinie hat alle Elemente einer systematischen Entwicklung durchlaufen (Logik-, Entscheidungs- und Outcome-Analyse, Bewertung der klinischen Relevanz wissenschaftlicher Studien und regelmäßige Überprüfung)).  

Im Deutschen Ärzteblatt wird die Kasseler Stottertherapie sogar namentlich empfohlen: ” …dies wird in der Regel von allen in der Leitlinie empfohlenen Verfahren umgesetzt, wobei die Kasseler Stottertherapie für Deutschland und international die meisten Evidenzen vorweisen kann.” (Deutsches Ärzteblatt | Jg. 114 | Heft 22–23 | 5. Juni 2017, S. 385).

Wissenschaftliche Veröffentlichungen und Publikationen (Auszug)

Die langfristige Wirksamkeit der Kasseler Stottertherapie.

Euler HA et al. Computergest ü tzte Therapie bei Redeflussstörungen…Sprache·Stimme·Gehör 2009; 33:193–201

„Die Kasseler Stottertherapie (KST) ist ein computergestütztes Fluency-Shaping-Verfahren. Die vorgelegte Dokumentation erfüllt fast alle methodischen Kriterien, die an eine als erfolgreich zu bewertende Stottertherapie zu stellen sind. Die behavioralen Therapiewirkungen werden durch begleitende hirnfunktionelle Neuroimaging-Befunde gestützt.“

Kasseler Stottertherapie für ältere Kinder schließt ein Behandlungslücke.

H.A. Euler, A. Wolff von Gudenberg, K. Neumann. Forum Logopädie; Heft 5 (20) September 2006 24-29

„Ältere Kinder, die stottern, sind mit ambulanten Behandlungen eher schwer zu erreichen und weniger erfolgreich zu therapieren. Aus Elternsicht mangelt es häufig an ausreichender Beratung und fehlender Transparenz des Therapieangebotes. Zweiunddreißig Kinder (9 bis 13 Jahre) wurden mit einer kindgemäßen Version der Kasseler Stottertherapie (KST) behandelt.“


Messung des Therapieerfolgs einer Fluency Shaping Therapie für stotternde Kinder am Beispiel der Kasseler Stottertherapie (2009)

A. Wolff von Gudenberg, K. Jung, Dr. HD Martina Hielscher-Fastabend. Studie.

„Kinder, die die Kasseler Stottertherapie durchlaufen haben, gelingt es meist in allen therapieassoziierten Situationen die erlernte weiche Sprechtechnik gut anzuwenden. Dies gilt sowohl für den Intensiv- als auch für die Auffrischungskurse.
Zunächst nur schwer bzw. nicht zu überprüfen ist jedoch, inwieweit das neu erlernte Sprechen auch im eigenen sozialen Umfeld bzw. mit fremden Personen – ohne Therapeut – eingesetzt wird. Sprechen diese Kinder dann ebenfalls flüssiger als vor der Therapie? Sprechen die Kinder auch dann noch flüssiger und mit Anwendung der Sprechtechnik, wenn die Sprechsituation nicht mit der Therapie in Verbindung gebracht wird?“

Telemedizinische Internetplattform in der Stottertherapie

Alexander Wolff von Gudenberg, Harald A. Euler. Neue Technologien in der Sprachtherapie. Georg Thieme Verlag 2017

„In der Behandlung von Stottern sind technische Hilfsmittel, darunter auch verzögerte auditive Rückmeldung, seit den 50er Jahren bekannt. Die Kasseler Stottertherapie (KST) nutzt erfolgreich visuelle und akustische Biofeedbacks für den optimalen Stimmeinsatz. Dieses Kapitel beschäftigt sich jedoch mit der internetbasierten teletherapeutischen Behandlung des Stotterns als Ergänzung oder Ersatz zum konventionellen Präsenzverfahren. Studien aus verschiedenen medizinischen Bereichen, einschließlich Sprach- und Sprechpathologien, belegen den vergleichbaren Nutzen von teletherapeutischen Verfahren im Vergleich zum Präsenzverfahren.“

Die Wirkung teletherapeutischer Stotterbehandlung im Vergleich zu herkömmlicher Präsenzbehandlung. Eine Interventionsstudie.


Harald A. Euler. PARLO Institut. 09/16

„Die teletherapeutische Behandlung zeigte die gleiche gute Wirkung wie die Präsenzbehandlung, sowohl in objektiven wie in subjektiven Maßen. Hinsichtlich der Stotterhäufigkeiten zeigten beide Behandlungsformate eine Wirkung mit mäßig hoher bis hoher Effektstärke, hinsichtlich der subjektiven Beeinträchtigung mit sehr hoher Effektstärke.“

Forschung in Bearbeitung

Von der Präsenzbehandlung zur Online-Therapie

A. Wolff von Gudenberg. Deutsches Ärzteblatt. PRAXiS. 3/2015 10-13

„Über eine Online-Plattform können Patient und Therapeut zeitlich und räumlich flexibel realitätsnahe Meetings abhalten und erfolgreich Sprechtrainings absolvieren.“

Kann eine methodenintegrierende globale Sprechrestrukturierung negative Emotionen mindern?

H.A. Euler, A. Wolff von Gudenberg, K. Anders, A. Merkel. Logos Jg. 24; Ausg. 2; 2016 84-93

„Nach vorherrschender Meinung mindert eine globale Sprechrestrukturierung wie das Fluency Shaping die stotterbegleitenden negativen, belastenden und kommunikations-beeinträchtigenden Emotionen nicht oder nur unzureichend. Vielmehr seien neben den sprechrestrukturierenden Übungsprogrammen zusätzlich therapeutische Maßnahmen erforderlich, etwa eine kognitive Verhaltenstherapie, um den therapie-induzierten Gewinn an
Sprechflüssigkeit in der alltäglichen Anwendung abzusichern und Rückfälle zu mindern.“

Speech restructuring group treatment for 6-to-9-year-old children
who stutter: A therapeutic trial

Harald A. Euler, Anna Merkel, Katja Hente, Nicole Neef, Alexander Wolff von Gudenberg, Katrin Neumann. Journal of Communication Disorders 89 (2021) 106073

„Das Team der Kasseler Stottertherapie (KST) zeichnet mit einigem Aufwand, nach wissenschaftlich strengen Regeln und unter dankenswerter Beteiligung von Eltern und
Kindern die Wirkungen der FranKa-Therapie auf. Damit wollen wir nüchtern und seriös den Nutzen der Therapie darstellen, statt in Massenmedien Heilsversprechen zu verkünden, die nicht auf einer belastbaren Datenbasis gründen. Mittlerweile gilt die KST in Wissenschafts-kreisen als diejenige Stottertherapie in Deutschland, die begründet den meisten Erfolg verspricht. Allerdings ist Stottern schwierig zu behandeln und die sprecherische Entwicklung kann sehr unterschiedlich verlaufen.“

Frankini-Therapie für 3- bis 6-jährige Kinder und deren Eltern
Ein intensivtherapeutischer Behandlungsansatz in der Gruppe

Kristina Anders, Katja Hente und Anna Merkel. Sprachtherapie aktuell: Praxis-Beruf-Verband- Jahrgang 5 (2023) Ausgabe 3

„Der Frankini-Ansatz der Kasseler Stottertherapie besteht aus einem umfangreichen mehrmonatigen Elterntraining (online) mit zwei intensiven Phasen in einer Eltern-Kind-Gruppe (Präsenz). Das Hauptziel der Therapie ist es, trotz Stottern die Freude am Sprechen aufrechtzuerhalten und die Akzeptanz des Stotterns zu stärken. Die Kinder lernen frühzeitig den Einsatz von weichen Stimmeinsätzen, um aktiv Einfluss auf ihr Sprechen zu nehmen. Die Eltern werden darin geschult, wie sie im Alltag eigenständig mit ihren Kindern üben können, und halten dabei regelmäßigen Kontakt zu den Therapeut:innen über Online-Sitzungen. Obwohl der Leidensdruck in dieser Altersgruppe oft noch gering ist, bietet ein frühzeitiger Therapiebeginn die Möglichkeit, dass sich der häufig bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu findende Leidensdruck sich erst gar nicht manifestiert.“

The effectiveness of stuttering treatments in Germany

Euler, H. A., Lange, B. P., Schroeder, S., & Neumann, K. Journal of Fluency Disorders 39 (2014) 1-11

„Stotternde sollten die wirksamsten Behandlungen erhalten, die lokal oder regional verfügbar sind. Da eine vorausblickende vergleichende Behandlungsstudie für Deutschland nicht exisitiert, wurde eine rückblickende Befragung von behandelten Stotterern vorgenommen.“

Methode: Die 5 häufigsten Stottertherapien im deutschsprachigen Raum (231 einzelne Therapiefälle) wurden nach ihrer Wirksamkeit anhand eines strukturierten Fragebogens rückschauend bewertet. Die Teilnehmer hatten zwischen 1 und 7 Stotterbehandlungen erhalten.

Ergebnisse: Zwei Behandlungsarten (Stottermodifikation, Fluency Shaping) zeigten positive Wirkung, 3 Behandlungsarten (Atemtherapie, Hypnose, unspezifizierte logopädische Therapie) unzureichende Wirkung.

Schlussfolgerung: Die am häufigsten verschriebene Stotterbehandlung, nämlich 1 mal wöchtliche Behandlungssitzung in logopädischer Einzeltherapie, ist von begrenzter Wirksamkeit. Mehr Erfolg versprechen Verfahren des Fluency Shaping oder der Stottermodifikation, die in einem intensiven Zeitplan (mindestens mehrere Tage hintereinander) und mit Anteilen von Gruppensitzungen verabreicht werden.

Nur nicht verstecken.

Peter Seipel. AOK Gesundheitsmagazin. 01/13

„Wenn Kinder stottern, kann die richtige Therapie das Sprechen und das Selbstbewusstsein unterstützen.“

Endlich flüssig

Dr. Ulrich P. Schäfer, Marc-Steffen Unger. AOK – Gesundheit und Gesellschaft. Ausgabe 10/11 14. Jahrgang 35-39

„Telefonate sind eine Qual, der Brötchenkauf wird zur Belastungsprobe – was anderen leichtfällt, ist für Menschen, die stottern, purer Stress. Dass sich das sprachliche Handicap überwinden lässt, zeigt die Kasseler Stottertherapie, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist.“

Stottern und das Konzept der Kasseler Stottertherapie.

Bernadette Talartschik. forum HNO (16) 2014 138-144

„Stottern ist eine problematische Redeflussstörung mit schwerwiegenden Folgen. Lebensqualität, Lebensfreude und oft sogar die ganze Lebensplanung werden durch diese sprechmotorische Störung beeinflusst. Über Jahre hinweg blieben sämtliche Therapieversuche ohne den erhofften dauerhaften Erfolg. Diese Perspektivlosigkeit ist mit Hilfe der Kasseler Stottertherapie (KST) einer berechtigten Hoffnung auf eine dauerhaft erfolgreiche Bewältigungsstrategie gewichen…. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kasseler Stottertherapie durch hochsignifikante und andauernde The­rapieerfolge besticht, die sich nicht nur mit subjektiven und objektiven Stotterdaten, sondern auch durch Be­funde des Neuroimgagings erfässen lassen.”

Assisted and unassisted recession of functional anomalies associated with dysprosody in adults who stutter

Katrin Neumann, Harald A. Euler, Malte Kobb, Alexander Wolff von Gudenberg, et al., Journal of Fluency Disorders 55 (2018) 120-134

Das Sprechen von stotternden Menschen geht mit einer Störung der Prosodie (Sprachmelodie und Intonation) einher, was die Kommunikation beeinträchtigen kann. Bislang ist nicht bekannt, welche neuronalen Vorgänge zu der veränderten Prosodie führen und wie eine Stottertherapie mit Sprechrestrukturierung die Prosodie beeinflussen kann.

Mit Hilfe funktioneller Kernspintomographie wurde die Hirnaktivität, welche mit der Produktion verschiedener Arten von Prosodie in Verbindung gebracht wird, bei drei Gruppen untersucht (stotternde Personen mit Therapie zur Sprechrestrukturierung, flüssig sprechende Personen, Menschen mit Spontanremission im Erwachsenenalter).

Vor Therapiebeginn zeigten die stotternden Personen weniger Aktivität in zwei Bereichen des Gehirns, die an der Entstehung von Prosodie beteiligt sind. In einem der Bereiche konnte nach der Therapie mehr Aktivität nachgewiesen werden, was die emotionale Prosodie positiv beeinflusst.

Fluency-Shaping-Therapie kann für stotternde Personen dazu beitragen die prosodischen Fähigkeiten zu verbessern und sie denen flüssig sprechender Personen anzunähern. Dieser Prozess sowie die Veränderung der jeweiligen Hirnregion können durch spezifisches prosodisches Training im Rahmen der Therapie noch weiter unterstützt werden.

Fluency shaping increases integration of the command-to-execution and the auditory-to-motor pathways in persistent developmental stuttering

A.Korzeczek, A. Primaßin, A. Wolff von Gudenberg et al., NeuroImage245 (2021) 118736

Wissenschaftlich ist erwiesen, dass Therapie mit Fluency-Shaping-Techniken die Sprechflüssigkeit von stotternden Menschen nachhaltig verbessert. Noch unklar ist, welche neuronalen Mechanismen und Bedingungen dabei eine Rolle spielen. Die Hirnaktivität bei Stotternden nach einer Fluency-Shaping Therapie, während sie Sprache produzieren, ist bereits gut erforscht. Weiterhin ist aber noch ungeklärt, ob eine Therapie auch positiven Einfluss auf eine verbesserte Verbindung zwischen Hirnregionen und -aktivitäten haben kann, wenn aktiv keine Sprache produziert wird (Bspw.: Genauigkeit von neuronaler zeitlicher Planung, Sprechplanung, Fehler-Monitoring). Die Studie untersucht den Einfluss der Kasseler Stottertherapie als Fluency-Shaping-Therapie auf Verbindungen zwischen Hirnregionen, die für ebendiese Sprachfunktionen zuständig sind. Von stotternden Therapieteilnehmerinnen und Teilnehmern wurden vor Therapiebeginn und ein Jahr nach Beginn der Therapie MRT-Aufnahmen des Gehirns im Ruhezustand ohne Sprachproduktion gemacht, um diese Verbindungen zu überprüfen. Die erhöhte Sprechflüssigkeit durch die Therapie geht mit einer erhöhten Konnektivität innerhalb bestimmter Bereiche des Gehirns einher. Die Kasseler Stottertherapie kann demnach bestimmte nachhaltige neuronale Veränderungen und eine bessere Verbindung zwischen bestimmten Hirnregionen unabhängig von aktiver Sprachproduktion anstoßen.

White matter tract strength correlates with therapy outcome in persistent developmental

Neef et al. 2022, DOI: 10.1002/hbm.25853

Studien mit bildgebenden Verfahren des Gehirns bringen Stottern häufig mit kortikalen Veränderungen in Verbindung. Darunter fallen auch Veränderung der Konnektivität von Trakten in der weißen Substanz, die an Sprech- und Sprachfunktionen beteiligt sind (Fasciculus longitudinalis superior, Frontal Aslant Tract). Ob diese Trakte an therapieassoziierten Verbesserungen beteiligt sind und wie sie mit therapeutischen Ergebnissen zusammenhängen, wird in dieser Studie untersucht. In der Studie wurden fMRT-Daten von KST-Teilnehmern und von flüssigsprechenden Personen miteinander verglichen. Die Teilnehmer lernten, während der 2-wöchigen Präsenztherapie und mittels des täglichen computergestützten Biofeedback-Trainings mit weicher und gebundener Stimmgebung zu sprechen. Die Ergebnisse zeigen erstmals, dass die Aktivierungen der weißen Substanz in signifikanten Sprachbahnen nach einer intensiven langfristigen Stottertherapie mit täglichem Training über ein Jahr hinweg unverändert bleiben. Darüber hinaus deuten die Zusammenhänge zwischen Gehirn und Verhalten darauf hin, dass die Zusammensetzung der Sprechbahnen mit dem Therapieergebnis zusammenhängt. Diese Beobachtung gibt Aufschluss über die neurostrukturelle Grundlage einer erfolgreichen Stotterbehandlung.

Wortstau im Gehirn

Neumann, K. Gehirn & Geist. 1-2/2005 30-35

„Locker drauflosplaudern – für Stotterer ein Ding der Unmöglichkeit. Doch inzwischen haben Forscher wichtige neurologische Ursachen ausgemacht, und neue Therapien lassen Betroffene hoffen.“

Two cortical representations of voice control are differentially involved in speech fluency

Neef et al. – 2020, doi:10.1093/braincomms/fcaa232

Vorangegangene Studien haben zwei unterschiedliche kortikale Repräsentationen der Stimmkontrolle beim Menschen identifiziert: den ventralen und den dorsalen Kehlkopf-Motorkortex. Dabei wurde Stottern mit einem Defizit der weißen Substanz im ventralen Kehlkopf-Motorkortex in Verbindung gebracht, während eine intensive fluency-shaping-Therapie die funktionelle Konnektivität des dorsalen Kehlkopfmotorkortex-Netzwerks modulierte. Derzeit ist unbekannt, ob die zugrunde liegende strukturelle Netzwerkorganisation dieser beiden Kehlkopf-Repräsentationen unterschiedlich ist oder durch eine Therapie unterschiedlich geformt wird. Die Studie vergleicht die strukturellen Netzwerke des dorsalen und ventralen Kehlkopf-Motorkortex sowie die Veränderungen der weißen Substanz von stotternden KST-Therapieteilnehmern, von stotternden Personen, die nicht an einer Intensivtherapie teilnehmen und von nicht-stotternden Personen. Mittels spezifischer fMRT-Untersuchungen und Berechnungen wurde herausgefunden, dass alle stotternden Studienteilnehmer schwächere Verbindungen im ventralen Kehlkopf-Motorkortex im Vergleich zum Netzwerk des dorsalen Kehlkopf-Motorkortex unabhängig ihrer Sprechflüssigkeit aufwiesen und dass die Verbindungen des ventralen Kehlkopf-Motorkortex bei den flüssigsprechenden Studienteilnehmern stärker waren. Die Ergebnisse stützen die Theorie, dass eine schwächere strukturelle Organisation des ventralen Kehlkopf-Motorkortex bei Stottern vorliegt. Darüber hinaus liefert die Unterscheidung Beweise für funktionell getrennte Rollen des ventralen Kehlkopf-Motorkortex und des dorsalen Kehlkopf-Motorkortex.

Validation of the Vanderbilt Responses to Your
Child’s Speech Rating Scale for Parents of
Young Children Who Stutter

Singer et al. –  Journal of Speech, Language, and Hearing Research • Vol. 65 • 4652–4666 • December 2022 • Copyright © 2022 American Speech-Language-Hearing Association

Der Fragebogen „Vanderbilt Responses to Your Child’s Speech“ (VRYCS) beschäftigt sich mit der Selbstwahrnehmung der Reaktionen von Eltern auf das Stottern ihres Kindes. Die Studie beleuchtet die Untersuchung der Gütekriterien des Fragebogens. Der Fragebogen besteht aus 18 Items und betrachtet mit 5 Faktoren die Selbstwahrnehmung der Eltern.  

1. Aufforderung zur Veränderung des Sprechens 

2. Für das Kind sprechen 

3. Kommunikation unterstützen 

4. Eigenes Sprechen verlangsamen und vereinfachen 

5. Emotionale Reaktion durch die Eltern 

Der VRYCS ist ein valides und reliables Diagnostikinstrument und der mögliche Einsatz in der Diagnostik und Therapie bei kindlichem Stottern wird diskutiert.   

Pathogenese, Diagnostik und Behandlung von Redeflussstörungen

Katrin Neumann, Harald A. Euler, Hans-Georg Bosshardt, Susanne Cook, Patricia Sandrieser, Martin Sommer Deutsches Ärzteblatt, Jg. 114, Heft 22–23, 5. Juni 2017

Um die Frage zu beantworten, ob Therapien gegen Stottern wirksam sind, wurde eine systematische Überprüfung der Literatur durchgeführt. Dafür haben vier unabhängige Forscher in verschiedenen Datenbanken nach relevanten Studien gesucht. Sie haben Artikel von 2000 bis April 2016 berücksichtigt und insgesamt 43 Publikationen gefunden, die den methodologischen Standards entsprachen. Diese Artikel wurden dann von zwei Gutachtern überprüft, um sicherzustellen, dass sie bestimmte Kriterien erfüllen, wie zum Beispiel die Wirkung von Maßnahmen zur Verringerung des Stotterns, eine ausreichend große Stichprobe, die Berichterstattung von Effektstärken und mindestens zwei Messungen über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten.

Im Ergebnis wird in der Leitlinie die Methode der Kasseler Stottertherapie (Fluency Shaping) „stark empfohlen“ und die Kasseler Stottertherapie wird namentlich erwähnt: „…dies wird in der Regel von allen in der Leitlinie empfohlenen Verfahren umgesetzt, wobei die Kasseler Stottertherapie für Deutschland und international die meisten Evidenzen vorweisen kann.“