Stottern allgemein

Was ist Stottern?

Zusammenfassung

Stottern ist eine Redeflussstörung, bei der es zu unwillkürlichen Unterbrechungen beim Sprechen kommt. Zu den typischen Kernsymptomen zählen Wiederholungen, Dehnungen und Blockierungen von Lauten oder Silben. Begleitsymptome können motorische Mitbewegungen, sprachliches oder situatives Vermeideverhalten, Scham, Angst oder soziale Rückzugsverhalten sein. Das Stottern zeigt sich sehr individuell und situationsabhängig.

Die Ursachen des Stotterns sind komplex: Genetische Veranlagung und neurologische Besonderheiten gelten als wissenschaftlich belegt. Häufig treten zusätzlich psychosoziale Faktoren auf.

Bei Kindern wird Stottern häufig vor dem fünften Lebensjahr diagnostiziert. Zwar verschwindet es bei etwa 80 % der betroffenen Kinder wieder, bei den übrigen bleibt es bestehen – Jungen sind dabei häufiger betroffen. Eine frühe fachliche Einschätzung ist entscheidend, um rechtzeitig mit einer gezielten Therapie beginnen zu können und die emotionale Belastung für das Kind zu reduzieren.

Die Kasseler Stottertherapie verfolgt einen direkten Therapieansatz, bei dem sowohl an der Stottersymptomatik selbst als auch an begleitenden Verhaltensweisen gearbeitet wird. Ziel ist es, flüssigeres Sprechen und mehr Sicherheit in Kommunikationssituationen zu ermöglichen – für mehr Kontrolle und Lebensqualität im Alltag.

Definition

Stottern ist eine Störung des Redeflusses, bei der das Sprechen unwillkürlich unterbrochen wird. Typische Kennzeichen sind Wiederholungen von Lauten oder Silben (z. B. „Ka-ka-kaffee“), gedehnte Lautäußerungen (z. B. „Kaaaaffee“) oder Sprechblockaden (kurzes Schweigen trotz Sprechabsicht).

Die Ursachen gelten als vielschichtig und sind bislang nicht abschließend erforscht. Es wird davon ausgegangen, dass genetische, neurophysiologische und psychosoziale Faktoren gemeinsam eine Rolle spielen.

Im Verlauf kommt es häufig zu einer sogenannte Begleitsymptomatik bestehend aus Mitbewegungen von Mimik und Gestik, Sprechvermeidung oder Redeangst.

Ursachen des Stotterns

Für das Stottern gibt es nicht die eine, alleinige Ursache – vielmehr spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die zu seiner Entstehung beitragen können.

Wissenschaftlich gesichert sind bislang zwei Hauptursachen: Einerseits kann Stottern vererbt werden – dies lässt sich durch familiäre Häufungen statistisch belegen. Andererseits haben Studien mit Hilfe von Kernspintomographie (MRT) neurologische Auffälligkeiten gezeigt. Dabei wurden anatomische und funktionelle Veränderungen im Gehirn festgestellt, durch die die Steuerung und Koordination der Sprechwerkzeuge – wie Stimmlippen und Artikulationsorgane – gestört ist. In der Folge kann es zu stottertypischen Symptomen kommen.

Symptome des Stotterns

Dazu können sehr viele andere Symptome auftreten. Das Gesicht, der Kopf oder der Körper können sich mitbewegen. Manche stotternde Personen tauschen Wörter aus, stellen Sätze um oder benutzten Füllwörter, wie „ähm“. So können sie Stottersymptome umgehen. Einige stotternde Personen vermeiden auch bestimmte Situationen. Sie bestellen etwas anderes im Restaurant, weil sie wissen, dass sie das gewünschte Gericht nicht aussprechen können. Schüler melden sich eventuell ungern in der Schule oder Telefonate werden durch persönliche Absprachen ersetzt. Die meisten geben in Zusammenhang mit Stottern auch negative Emotionen an, wie Wut, Trauer, Angst, Scham oder Kontrollverlust.

Die Belastung des Stotterns kann entsprechend für den Einzelnen sehr hoch sein und sehr viele Lebensbereiche beeinflussen. Bei manchen Betroffenen kann sich daraus auch eine soziale Phobie entwickeln. Da sich das Stottern auf all diese Bereiche auswirkt, wird häufig auch von einer Kommunikationsstörung gesprochen.

Alle Symptome sind bei jeder Person sehr unterschiedlich. Das Stottern zeigt sich auch unterschiedlich stark – je nach Tagesform, Situation, Person oder Inhalt. Manche gehen sehr offen mit dem Stottern um, andere wollen es lieber verstecken. Das kann sehr belastend sein. Manchmal so belastend, dass das ganze Leben vom Stottern beeinflusst wird.

Typisches Vermeideverhalten

Vermeidungsverhalten kann sich bei stotternd sprechenden Menschen im Laufe der Zeit entwickeln. Es handelt sich dabei um bewusste oder unbewusste Strategien, mit denen versucht wird, das Stottern zu umgehen oder zu verbergen. Häufig beginnt es damit, dass bestimmte Wörter gemieden oder durch andere ersetzt werden. Auch das Ausweichen vor bestimmten Gesprächssituationen – etwa Telefonate oder das Sprechen in Gruppen – ist typisch.

Diese Reaktionen entstehen meist aus negativen Erfahrungen im Umgang mit dem eigenen Stottern oder aus der Angst vor Ablehnung. Zwar kann das Vermeideverhalten kurzfristig als hilfreich empfunden werden, da es scheinbar Druck oder Scham reduziert. Auf lange Sicht führt es jedoch oft dazu, dass die Kommunikationsfreude schwindet, Ängste zunehmen und sich Betroffene sozial zurückziehen.

Besonderheiten bei Kindern

Viele Eltern hören: „Das Stottern verwächst sich, das ist nur Entwicklungsstottern“. Sie sollen abwarten. In manchen Fällen stimmt das auch. Aber bei vielen Kindern wird zu lange gewartet. Außerdem ist das Wort „Entwicklungsstottern“ veraltet und wird nicht mehr benutzt. Es suggeriert, alles sei in Ordnung, obwohl Abwarten möglicherweise eben gerade nicht der richtige Weg ist.

Man kann heute gut unterscheiden, wann ein Kind „normales“ unflüssiges Sprechen zeigt (auch „funktionale Unflüssigkeiten“ genannt, z. B. weil es gerade das Sprechen lernt), oder wann es „richtiges“ Stottern (heißt auch „stottertypische Unflüssigkeiten“) handelt.

Sie wollen wissen, ob ihr Kind stottertypische Unflüssigkeiten zeigt? Es gibt klare Kriterien anhand derer festgestellt werden kann, ob Unflüssigkeiten als stottertypisch angesehen werden. Diese können Sie im SLS (Screening List Stuttering – Stottertest) sehr gut abfragen. Zusammenfassend kann gesagt werden, es handelt sich um stottertypische Unflüssigkeiten wenn:

  • Ihr Kind verspannt oder angestrengt ist (beim Hängenbleiben oder insgesamt beim Sprechen).
  • Blockierungen auftreten. Also wenn das Wort gar nicht rauskommen mag und steckenbleibt.
  • Ihr Kind das Gesicht, den Kopf oder den Körper mitbewegt.
  • Ihr Kind Situationen oder Sprachliches vermeidet, z.B. manche Wörter nicht sagen mag oder ein anderes benutzt, andere sprechen lässt, das Sprechen abbricht oder gar nicht sprechen möchte.

Es gibt auch Alarmglocken. Wenn Sie diese bei Ihrem Kind oder sich erkennen, dann lassen Sie sich beraten:

  • Ihr Kind leidet unter dem Stottern. Es wirkt genervt, gestört oder eingeschränkt durch das Stottern.
  • Sie leiden unter dem Stottern ihres Kindes. Sie fühlen sich unsicher, haben Angst oder sind sehr beunruhigt, weil ihr Kind stottert.
  • Das Stottern besteht seit mehr als 6 Monaten.
  • Die Symptome haben sich den letzten Wochen und Monaten stark verschlechtert. Sie merken, dass Ihr Kind plötzlich sehr oft hängen bleibt oder sehr stark hängen bleibt oder sich sehr anstrengen muss. Das war vor Kurzem noch nicht so stark ausgeprägt.

Wenn Sie sich unsicher sind, lassen Sie das Sprechen von Fachpersonal genauer untersuchen oder melden Sie sich bei uns. Denn, Abwarten hilft nicht weiter. Ein früher Behandlungsbeginn kann Sprechfreude fördern und Vermeideverhalten verhindern und so zur erfolgreichen sozialen Interaktion der Kinder beitragen, die für eine altersgerechte Entwicklung unabdingbar ist.

Wenn Stottern vorliegt, hilft ein früher Start – umso früher eine Stottertherapie begonnen wird, umso leichter fällt es erfahrungsgemäß, das Stottern in den Griff zu bekommen. Deshalb beginnt unsere Therapie auch bereits mit Kindern ab 3 Jahren, da hier das Fenster der Sprachentwicklung am weitesten geöffnet ist.

Wir wollen, dass Ihr Kind frei und ohne Angst in allen Situationen sprechen kann.

Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie in der Patientenleitlinie „Stottern und Poltern“ oder in den S3-Leitlinien „Redeflussstörungen“.

Symptome des Stotterns

Stottern zeichnet sich durch Kern- und Begleitsymptome aus. Die begleitenden Stottersymptome können hierbei auf sprachlicher, nichtsprachlicher und psychischer Ebene auftreten.

Kernsymptome

  • Wiederholungen von Lauten (a- a- aber), Silben (lau- lau- lau- laufen) und Wörtern (und und und)
  • Dehnungen von Lauten (aaaber)
  • Blockierungen der Artikulation, Atmung und Stimmgebung (————–aber)

Häufige Begleitsymptome

Sprachliche Ebene

  • Füllwörter (z. B. ähm, ja, äh) und Starter (flüssig gesprochene Silben, Wörter, Floskeln)
  • Erhöhtes Sprechtempo
  • Vermeideverhalten (Austausch von Wörtern, Satzumstellungen/-abbrüche, Umschreibungen

Nichtsprachliche Ebene

  • Motorik (physische Anspannung, mimische und ganzkörperliche Mitbewegungen)
  • Veränderung der Atem- und Stimmgebung
  • Vegetative Reaktionen wie Herzrasen und Schwitzen

Psychische Ebene

  • Sprechangst, innere Anspannung, Scham, Frustration, Selbstabwertung
  • Vermeiden bestimmter Situationen, Abbruch des Blickkontakts
  • Einschränkungen im sozialen Bereich; nicht selten bis hin zur Soziophopie

Quelle: In Anlehnung an Sandrieser & Schneider, 2008

Diagnose des Stotterns

Stottern wird meist im frühen Kindesalter diagnostiziert, häufig vor dem fünften Lebensjahr. Erste Auffälligkeiten im Redefluss werden oft von Eltern bemerkt und anschließend ärztlich – meist durch Haus- oder HNO-Ärzte – abgeklärt. Eine Diagnose wird gestellt, wenn die typischen Symptome wie Laut- oder Silbenwiederholungen, Dehnungen oder Blockierungen regelmäßig auftreten und den Redefluss deutlich beeinträchtigen.

Etwa fünf Prozent aller Kinder stottern in ihrer Sprachentwicklung. Bei rund 80 Prozent verschwinden die Symptome im Laufe der Zeit wieder, teils auch ohne gezielte Therapie. Die übrigen 20 Prozent behalten das Stottern dauerhaft – Jungen sind davon deutlich häufiger betroffen als Mädchen.

Eine frühzeitige Einschätzung durch Fachpersonen – wie spezialisierte Sprachtherapeuten oder Logopäden – kann dabei helfen, den weiteren Verlauf besser einzuschätzen und unterstützende Maßnahmen frühzeitig einzuleiten. Besonders im Kindesalter bestehen gute Chancen, die Entwicklung des Stotterns positiv zu beeinflussen.

Sprechrestrukturierung – Unser therapeutisches Konzept

Die Kasseler Stottertherapie gehört zu den direkten Therapieansätzen. Das bedeutet: Wir erläutern ausführlich die Hintergründe des Stotterns und arbeiten gezielt an den konkreten Symptomen sowie an allen damit verbundenen Verhaltensweisen. Mit unserer Methode lernst Du, flüssiger zu sprechen und gewinnst dadurch spürbar mehr Kontrolle über Deine Sprechweise – für ein sicheres Auftreten in jeder Kommunikationssituation. Genau das können wir Dir mit Überzeugung zusichern.